Mittwoch, 5. März 2014

Das Gefühl

Die Beine sind leicht. Federleicht. Sie greifen weit aus. Die Lungenflügel blähen sich auf und ziehen sich zusammen, rhythmisch. Einatmen, Ausatmen, Einatmen, Ausatmen. Die frische Luft durchflutet mich und macht mich wach. Ich blinzle ins morgendliche Sonnenlicht und liebe das knirschende Geräusch, das man meine Laufschuhe bei jedem Schritt auf dem Schotter machen. 
Moin Leute, genauso geht es mir, wenn ich loslaufe. Die ersten 200 Meter sind noch etwas steif und tapselig. Dann an der ersten Straßenkreuzung bin ich warm und wach und dann fühle ich mich unbesiegbar. Ungefähr so (hier individuelles Kilometerziel einsetzen). -  (Und in Gedanken JETZT den Ton von Wer-wird-Millionär einspielen). Düddüdüdüm....
Und dann kneifts das erste mal im Oberschenkel. Der Kopf meldet bedenken: "Sag' mal, dein Knie... Bist du sicher, dass das ganz ausgeheilt ist... Na, ich frag' ja nur..."Das rhythmische Ein- und Ausatmen klingt mittlerweile wie eine alte Dampflok - tuff-tuff-tuff. Die Schritte werden kleiner schlurfiger. Das knirschen der Schuhe höre ich nicht mehr: Der Puls in meinem Kopf und Brust hämmert wie ein Presslufthammer.
Ich habe einmal vor längerer Zeit von einem mentalen Laufttrick gehört. Ich weiß gar nicht mehr, woher und von wem ich das habe, aber es ging in etwa so: "Merke" dir das Gefühl beim Laufen, wenn es dir richtig gut geht. Und hole diese "Erinnerung" raus, wenn die Füße, Oberschenkel, Lunge,... anfangen zu brennen.

Im ersten Moment dachte ich damals... was für'n Schrott. Wenn ich k.o. bin, dann bin ich k.o. Da muss ich auch nicht mehr daran denken, wie es mir auf den ersten Kilometerchen ging.
Aber wisst ihr, was damals mein EIGENTLICHES Problem war? Die oben geschilderte "Leichtigkeit", die kannte ich vom Hören-sagen. Aber ich? Ich bin immer nur die Presslufthammer-Dampflok.

Aus Trotz dann die Schuhe geschnürt und los gelaufen. Und - natürlich - der Gedanke verließ mich nicht und ich fühlte an dem Tag zu ersten Mal die guten Momente beim Laufen. Das ist noch einmal ein ganz anderer Schnack als die Aktivierung des Belohnungszentrums nach getaner Arbeit.

Seitdem denke ich vor einem Lauf nicht mehr an das "danach". Nur noch an das "dabei". Und ja, die kneifenden, zwickenden k.o.-Momente gibt es noch. Ich kann sie nicht "einfach so" wegdenken und von den guten Erinnerungen überlagern lassen. Aber ich weiß mittlerweile: Nach jedem Tief kommt auch wieder das Hoch. Und Berge, die man hinaufläuft, geht es auch iwann wieder runter...



4 Kommentare:

  1. Ich glaube, sowas hat eine "Laufen Motivations Seite" bei Facebook (run.de?) letztens gepostet. Muss ich auch noch ausprobieren. :)

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  2. Man muss beim Laufen einfach den Kopf ausschalten. NIcht denken, sondern einfach laufen ;)

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  3. Ich liebe laufen auch :) Leider geht das im Moment nicht, weil ich dauernd Kopfschmerzen hab und sie durch's laufen eher schlimmer werden als besser :(
    Aber dafür geh ich spazieren; Frische Luft in den Lungen, das Vogelgezwitscher im Wald, der Geruch nach feuchtem Moos ... auch schön :) Und es vertreibt die Kopfschmerzen ;)

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